In dem dreitägigen Symposium sind neben fünf Vorträgen (einschließlich Filmvorführungen) am 24. 03., die im im Rautenstrauch-Joest-Museum gehalten werden, zwei Ausstellungsbesuche (Ausstellung in der Galerie Smend und im ) in Begleitung der Kuratoren am 23. und 25. 03. vorgesehen.
Die Referenten aus England, Österreich, Frankreich und Deutschland sind ausgewiesene Spezialisten auf dem Gebiet der Mode und Kleidungskulturen in Afrika. Es findet ein interdisziplinäres Zusammenwirken von Ethnologie, Kunstgeschichte, Soziologie und Journalismus statt, indem die neuesten Forschungsergebnisse vorgestellt und diskutiert werden.
Programm
Freitag, den 23. 03. 2007
Ort: Galerie Smend: Mainzer Str. 31 – 50678 Köln Tel: 0221 – 312047 - E-Mail: Rudolf@Smend.de Zeitrahmen: 19 – 21 Uhr Thema: Empfang, Vorstellung der Referenten, Führung durch die Ausstellung ‚L’Afrique est à la mode – Mode in Afrika’
Samstag, den 24. 03. 2007
Ort: Rautenstrauch-Joest-Museum Zeitrahmen: 10 – 18 Uhr
Afrika – das ist die Mode - L’Afrique est la mode Souleymane Coulibaly alias Soro Solo, Kulturjournalist (für France Inter), Abidjan-Paris
Der Vortrag wird auf Französisch gehalten und dann auf Deutsch übersetzt.
1. Die Modernisierung der Kleidungsstile
Der westliche Einfluss hat zu einer Vielfalt neuer Kleidungsstile in Afrika geführt. Das Schneiderhandwerk entwickelt sich. Neue Stile verbreiten sich: der arabische boubou, der europäische Kleidungsstil 2. Die Zeiten ändern sich – die jungen Leute auch Die neuen Medien wie Radio und Fernsehen haben die Einstellungen und das Verhalten der jungen Leute stark verändert. Sie protestieren und demonstrieren gegen die einengenden, altmodischen Normen der Generation der Eltern. Die neuen Kleidungsstile hängen eng mit der Entwicklung der Musik (Cha-Cha-Cha; afro-kubanische Musik, Pop-Musik, Funk).
3. Kleidung und gesellschaftlicher Wandel
Der westliche Dreiteiler wird zum Inbegriff für Ansehen, zivilisatorischen Fortschritt und Macht. Dann wird der boubou zum Maßstab für gesellschaftlichen Erfolg und Eleganz. Die Druckstoffe werden durch die Entwürfe der neuen Generation afrikanischer Designer aufgewertet. Europa bleibt weiterhin das Vorbild für Modeideale in Afrika.
4. Die jungen Afrikaner in Europa
In den 80er Jahren entsteht unter dem Einfluss des kongolesischen Sänger Papa Wemba die Modebewegung la S.A.P.E. Der coupé décalé ist ein neuer Stil, der sich an westlichen Marken orientiert und im Kontext einer neuen Musik geboren wurde. Er verbindet die jungen Afrikaner der Diaspora mit den Jugendlichen in Abidjan.
1. Le vêtement dans la modernité
L’influence de l’Occident a amplifié la culture du vêtement dans les sociétés modernes d’Afrique noire : arrivé des tissus imprimés (le wax hollandais) ; des tissus synthétiques (le tergal) ; de la toile Bazin etc. Développement de la couture : les tailleurs s’imposent. Apparition de nouvelles coupes, de nouveau styles : le boubou arabe, le style européen.
2. Les temps changent – les jeunes aussi
L’arrivée de la radio et l’apparition de la télé ont accéléré l’attitude générale des jeunes et de leur habillement en particulier. Leur comportement, leur style vestimentaire est emprunt de défiance, d’expression de liberté. Ils tournent le dos au style de leurs parents qu’ils estiment non évolué, rétrograde. Ils expriment leur modernité entre autre par la mode vestimentaire qui est souvent intimement liée à la musique. Le style occidental a pris le pas sur le traditionnel : la mode Cha-cha-cha (charleston des filles et manches bouffantes des garçons) ; musique afro-cubaine ; pop musique : la mode cintrée et chemises à fleurs ; funk – R & B : la mode pat-d’eph (patte d’éléphant).
3. Habillement et évolution sociale
L’adoption du costume trois pièces occidental est certainement l’habillement qui illustre le mieux le statut social. Plus tard le trois pièces en boubou basin (style arabe) sera adopté comme tenues de sortie. Le pagne imprimé sera valorisé par les nouveaux créateurs africains comme le Malien Chris Seydou.
4. Vision de l’Europe
L’Europe a toujours fait fantasmer les jeunes Africains : c’est le paradis où tout le monde réussi socialement. C’est le continent de la mode (ex. italien) 5. La jeunesse africaine en Europe La S.A.P.E (la Société des Ambianceurs et des Personnes Elégantes) : un mouvement apparut dans les années 80 avec Papa Wemba. Le coupé décalé : une musique ivoirienne intimement liée à la mode des grandes griffes européennes.
Globale Kleidung – Zum Einfluss von Second Hand Kleidung auf den urbanen, südghanaischen Frauenkleidungsmarkt Silvia Ruschak, Historikerin, Institut für Zeitgeschichte/ Universität Wien
Seit Anfang der 1990er wird der Großteil des Bedarfs an ‘westlicher’ Kleidung in den Städten Südghanas durch Second Hand Kleidung aus Europa und den USA abgedeckt. Diverse Hilfsorganisationen schätzen den Handel mit Second Hand Kleidung für sehr positiv ein, da er vielfältige Jobmöglichkeiten in Entwicklungsländern schaffe. Aus wirtschaftlicher Perspektive ist der Handel mit Second Hand Kleidung umstritten, weil der größte Profit bei den europäischen und amerikanischen Handelsunternehmen liegt. Darüber hinaus stellt sich aus kulturwissenschaftlicher Perspektive die Frage, ob es durch den globalen Handel mit ‚westlicher’ Second Hand Kleidung zu einer Normalisierung von Kleidungsidealen, gar einer Verdrängung heterogener, lokaler Bekleidungsformen in westafrikanischen Staaten kommt. Insbesondere im Zusammenhang mit Frauenkleidung sind innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte in Ghanas Städten intensive Diskussionen um vermeintlich ‚traditionelle’ versus ‚modere/smarte’ Kleidung entbrannt.
Am Beispiel gegenwärtiger weiblicher Bekleidungsformen im urbanen Kontext Südghanas werden in meinem Vortrag globale makroökonomische Prozesse und regionale sozialkulturelle Entwicklungen beleuchtet. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Spannungsverhältnis zwischen gebrauchter und gespendeter Kleidung aus Nordamerika und Europa und deren Rekontextualisierung als begehrte Ware im ghanaischen Kontext, sowie die damit einhergehenden Veränderungen in der sozialen und kulturellen Selbstverortung von Frauen im postkolonialen Südghana.
Die afrikanische Mode ist so cool - African fashion is so stylish Francine Vormese, Modejournalistin (für Elle), Paris
Der Vortrag wird auf Französisch gehalten und dann auf Deutsch übersetzt.
1. Mehrere Afrikas, mehrere Modestile oder die vielgestaltige Landschaft der afrikanischen Mode.
2. Kurzer Überblick über die afrikanische Modegeschichte:
von Chris Seydou bis zu einer jungen Designerin, die sich vom Stil her auf den Begründer der afrikanischen Mode beruft, sich aber in der kulturellen Aussagekraft unterscheidet.
3. Die afrikanische Mode angesichts der Globalisierung:
Absatzchancen auf dem Markt der Afrikaner in Übersee; Marketing und Verteilungsstrukturen; Hemmnisse bei der industriellen Produktion; Widersprüche zwischen dem Reichtum an Rohmaterialien und Können auf der einen Seite und dem Zwang zum Baumwollexport und der mangelhaften Industriepolitik auf der anderen Seite.
4. Nord-Süd-Beziehung: Wie hat der Westen die afrikanische Mode interpretiert und den afrikanischen Look in ihre Kollektionen integriert?
Wie sieht die westliche Berichterstattung über die afrikanische Mode aus? Welche Auswirkungen hat das Internet auf die arrogante post-koloniale Medienlandschaft?
5. Welche Chancen, Möglichkeiten bieten der faire Handel, solidarische Gemeinschaftsunternehmen und umweltfreundliche Textilprodukte?
Ein neues Feld für afrikanische Kreativität: siehe das Projekt des Evangelischen Entwicklungsdienstes, wo der Schmuckdesigner Michaël Kra sein Produkt mithilfe von San-Frauen in Südafrika herstellen lässt; und das Beispiel des Anbaus von Biobaumwolle in Senegal.
1. Plusieurs Afriques, plusieurs modes ou le paysage foisonnant de la mode d’un continent 2. Brève histoire de la mode africaine: de Chris Seydou à une jeune styliste. Liens avec le design et plusieurs expressions culturelles : 3. La mode africaine face à la mondialisation: enjeux de la consommation identitaire des diasporas; pluralisme des modes de diffusions; freins industriels; contradictions entre les richesses des matières et des savoir-faire et les exportations obligées du coton ou l’absence de politiques industrielles concertées. 4. Nord-Sud : comment la mode occidentale a interprété l’Afrique et intégré des looks africains dans des collections ? Quel regard les médias ont porté sur la mode africaine ? Comment l’internet bouscule le paysage médiatique hérité des post-colonisations arrogantes ? 5. L’enjeu de l’équitable, des initiatives solidaires, du recyclable et du bio: une chance pour de nouvelles expressions africaines : exemple des bijoux de Mickaël Kra produits avec les femmes San et soutenu par EED. Autres exemples de coton bio au Sénégal et de women empowerment en Afrique du Sud.
Tradition and fashion in Nigerian weaving - Tradition und Mode in der nigerianischen Webkunst Dr. Duncan Clarke, Ethnologe/Kunsthistoriker, Sammler afrikanischer Stoffe, London
Der Vortrag wird auf Englisch gehalten.
Der Vortrag stellt zwei Regionen in Nigeria, den Kulturraum der Hausa um die Stadt Kano sowie den südlicher gelegenen Teil der Yoruba, und deren unterschiedliche Entwicklungen auf dem Gebiet der Webproduktion vor. Während die Stoffe der Hausa-Weber im Norden, die vornehmlich für den Export in die Sahara, insbesondere den dort lebenden Tuareg, produzieren, in ihrem Design sehr konservativ sind und das Handelsvolumen ständig abnimmt, erleben die aso oke-Stoffe der Yoruba-Weber einen lang anhaltenden Boom. Die Stoffmuster werden kreativ verändert und finden reißenden Absatz bei der modebewussten, städtischen Elite in ganz Nigeria.
Die männlichen Hausa-Weber stellen schmale weiße Webbänder her, die dann indigo gefärbt und zusätzlich mit Indigo-Pulver voll geklopft werden, so dass ein dunkler metallener Glanz entsteht. Diese Stoffart hat sich über Jahrhunderte hinweg ohne wesentliche Veränderungen erhalten. – Im Südwesten Nigerias benutzen die Yoruba-Weber ebenfalls eine althergebrachte Technologie, aber ihr Produkt wandelt sich ständig. Insbesondere seit den 90er Jahren führt die Interaktion mit den Ewe-Webern in Togo und Ghana zu einer unerhörten Dynamik. Die reichen Städterinnen spielen in diesem Prozess der Designentwicklung eine zentrale Rolle, insofern als sie als Stoffhändlerinnen und kaufkräftige Konsumentinnen wesentlichen Einfluss nehmen. Andere Frauen steigen in das Webhandwerk als zukunftsträchtige Einkommensquelle ein, das traditionell fast ausnahmslos von Männern beherrscht wurde.
The talk will contrast the design stability and declining fortunes of Hausa weavers making cloth near Kano for export to the Tuareg of the Sahara, with the vibrant and continually evolving hand woven "aso oke" cloth production of Yoruba weavers serving a wealthy and fashion conscious urban clientele throughout Nigeria. Male Hausa weavers in Kura make 1cm width strips of plain white cloth which is dyed in indigo then beaten to produce a "metallic" sheen in a process and product that has continued largely unchanged for centuries. Yoruba men weaving in cities and towns in the south-west of Nigeria also use weaving technology that has been handed down over many generations, but the cloth they produce is subject to almost continuous processes of design change. Since the 1990s this design change has accelerated due to interactions mediated through the cloth itself with Ewe weavers from Ghana and Togo. Wealthy urban women play the key part in the process of design change through their roles as wholesale cloth traders and as the primary cloth consumers, while other women take up the weaving technology previously used only by men in their search for a viable occupation in contemporary Nigeria.
Ankara, adire, and kampala: African-print fabrics and two modern Nigerian textiles. Prof. John Picton, SOAS, University of London
Der Vortrag wird auf Englisch gehalten.
Ankara ist der Yoruba-Ausdruck für die afrikanisch bedruckten Stoffe, deren Wurzeln im Design der indonesischen Batikstoffe liegen, die dann von den holländischen Kolonialherren im späten 19. Jahrh. für den Export in der Goldküste nachgemacht wurden. Wörtlich ist ankara mit Accra gleichzusetzen und deutet so auf die Richtung hin, von der diese neue Tradition herrührt. Mit dem Ansteigen der Nachfrage in Westafrika wuchs auch der wirtschaftliche Erfolg der industriellen Herstellerbetriebe in den Niederlanden, Großbritannien und Deutschland - bis in die 60er Jahre, als mit der Unabhängigkeit auch ein Technologietransfer in fast alle westafrikanischen Länder stattfand. Obwohl die ankara-Designs ursprünglich auf indonesichen Batik-Färbetechniken basieren, sind Batik-Methoden auch in Westafrika weitverbreitet - adire ist ein Beispiel dafür.
Adire bezeichnet auf Yoruba die traditionelle Indigo-Färbung, die in den Städten Abeokuta und Ibadan im heutigen Nigeria kurz nach ihrer Gründung in den 1830er Jahren entwickelt wurde. Sie bot eine beliebte Möglichkeit, z.B. Wickelröcke herzustellen - oft auch mit örtlicher und/oder politischer Bedeutung. In den späten 1960er Jahren gelangten allerdings neue Batik-Färbetechniken nach Nigeria, vermutlich aus Sierra Leone, die industriell gefertigte Farben benutzten. Im Gegensatz zu adire waren diese Färbetechniken einfach von jedermann anzuwenden und nicht nur den professionellen Indigofärbern vorbehalten, so dass sie sich schnell weiter verbreiteten und letztendlich adire verdrängten. Diese neuen Färbetechniken wurden als kampala bekannt, nach dem - letzlich abgelehnten - Angebot Idi Amins, die Friedensgespräche im Nordirlandkonflikt in Kampala zu führen, über das in der nigerianischen Presse ausführlich berichtet wurde. All dies wirft nun einige Fragen auf: Gibt es zum Beispiel eine gegenseitige Beeinflussung dieser drei Textilstile? Was wissen wir über die Gründe für den Niedergang von adire, während die beiden anderen Stile sich weiterhin großer Popularität erfreuen? Haben diese Entwicklungen irgendeinen Einfluss auf die nigerianische und vielleicht auch die weitere westafrikanische Bekleidungstradition? Was können uns die Antworten auf diese Fragen, so man sie denn schon jetzt geben kann, über die dortige Wahrnehmung von Modernität im 20. Jahrh. sagen?
Ankara is the Yoruba term for the African-print designs that have their origins in the Indonesian-style designs initially produced by the Dutch in the late 19th century for sale on the colonial Gold Coast; and the word ankara is in fact the Yoruba for Accra, thus indicating the direction from which the new tradition originated. As the demand for the new designs flourished in west Africa, so their manufacture in Dutch, British and other European factories proliferated, until the 1960s when in the first decade of Independence, the technology was transferred to almost all the countries of west Africa. Although Ankara designs are based on the forms of Indonesian resist-dyeing, this is a technique that is also commonplace in west Africa; and adire is one example thereof.
Adire is a Yoruba word that refers to an indigo-dyeing tradition that developed in the cities of Abeokuta and Ibadan, in what is now Nigeria, some time after their foundation in the 1830s. It provided a popular form of wraparound women`s dress often with topical and political significance. By the late 1960s, however, new resist-dyeing techniques arrived in Nigeria, possible from Sierra Leone, using factory-made dyes. In contrast to adire, the new techniques were not the exclusive preserve of the professional indigo dyers: anyone could do them, and in due course they became so popular that adire production declined. The new techniques became known to Yoruba people as kampala due to the offer, widely reported in the Nigerian press, of the offer to the British government by Idi Amin of Kampala as a suitable location for a peace conference to settle the conflict in northern Ireland (an offer not taken up). There are many questions that need to be addressed. For example, are there mutual design influences between these three types of cloth? What do we know of the reasons for the decline of adire, while the other two continue to flourish? Do these developments have any bearing upon the developing traditions of dress in Nigerian and, indeed, more widely in west African dress? What do the answers, insofar as we can provide them as yet, suggest about local perceptions of modernity through the 20th century?
Sonntag, den 25. 03. 2007
Besuch der aktuellen Ausstellung ‚Schwarze Kunst – Afrikanische Textilien’ im Deutschen Textilmuseum Krefeld
Abfahrt: 10 Uhr – vor der Galerie Smend Rückkehr: gegen 16. 30 Uhr
Teilnahmegebühren: Freitag frei - Samstag:15 € - Samstag und Sonntag: 30 € Anmeldung: Galerie Smend – Tel: 0221 – 312047 – E-Mail: rudolf@smend.de und Ilsemargret Luttmann – Tel: 040 – 371706 – E-Mail: Ilsemargret.Luttmann@arcor.de
Termin: 23.03.2007 (3 Tage) Adresse: Rautenstrauch-Joest-Museum Köln Deutschen Textilmuseum Krefeld Galerie Smend: Mainzer Str. 31 – 50678 Köln Link: http://www.modeinafrika.de/ |